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Oktober


Oktober

Ist das schon der dritte Eintrag den ich schreibe?
Anscheinend schon, also... los geht's:

Der Oktober hätte besser nicht anfangen können, denn am 1. Oktober, irgendwann vormittags hat die kleine Lorena das Licht der Welt erblickt. Lorena ist die Tochter von Sara, einer Erzieherin im Kindergarten, der ich bei den 3-jährigen geholfen habe, bis sie in Mutterschutz ging. Lorena ist ein Frühchen, aber es geht ihr gut und sie wird mittlerweile schon stolz herum gezeigt.

In Agro Vila haben wir unser erstes Unwetter miterlebt mit so lautem Donnergrollen, dass alles bebte und das hat auch nicht mehr aufgehört, was also auf gut deutsch bedeutet - die Regenzeit beginnt. Regenzeit bedeutet aber nicht, dass es tagelang durchregnet (zumindest jetzt noch nicht), sondern dass es Mal ein zwei Stunden am Tag regnet. Zum Glück. Weil die Decke in unserem Zimmer leider nicht ganz dicht ist und, wie soll man es am besten Ausdrücken, wir schon einige Male nachts vom tropfenden Wasser auf den Schreibtisch aufgewacht sind. Da holt man dann eben einen Behältnis und fängt das Wasser darin auf, etwas anderes bleibt einem sonst nicht übrig. ?

Wahrscheinlich fragt ihr euch, wie ich schon so viel geschrieben haben kann, ohne auch nur ein Fest zu erwähnen. Keine Sorge, euer Warten hat ein Ende: am 6. Oktober gab's ein Fest mit dem Geld für die Gemeinde gesammelt werden sollte. Es gab also Essen und Trinken, was für brasilianische Verhältnisse ein bisschen teurer war und Musik und Tanz. Vegetarisch war von dem Essen nur der Reis und weil das den Kohl (oder die Lea) nicht fett macht und das Fest direkt nebenan stattgefunden hat, hat Schwester Evila extra für sie und mich vegetarisch gekocht. Die Gemeinde wollte ich aber trotzdem auch unterstützen und nicht die Deutsche sein, die ihr eigenes Essen mitbringt, also habe ich ganz viel Guaraná Antarctica getrunken. Wie aufopferungsvoll!

- kurze Werbepause-
Ich habe im letzten Blogeintrag empfohlen, Guaraná Antarctica I'm Hit zu kaufen und ich habe tatsächlich Bilder bekommen, hier sind sie:






(#Corollagang)





Ein bisschen Brasilien im Sauerland!
- Ende der Werbepause-


(hier wird auch für das kürzeste Fest aufwändig dekoriert)

Und Abends hat eine Schwester einen sehr leckeren Caipirinha gemixt, den wir beim Netflix gucken getrunken haben.

Vom 7. bis 13. Oktober war semana das crianças und dementsprechend wurde das komplette Programm im Kindergarten umgekrempelt:

Es gab zwei Badetage, einen Tag waren eine Hüpfburg, Trampolin und Bällebad aufgebaut.
Einen Tag haben einige Eltern den Kindern von ihrer Arbeit erzählt... Ich kann soviel sagen, jetzt wollen alle Kinder Polizist werden, aber die Uniform sah ja auch echt cool aus!

Und einen Tag wurden die Kinder so mit Süßigkeiten vollgestopft, dass in Deutschland jegliche Helikoptereltern eine Massenklage eingereicht hätten:
Der erste Gang bestand aus Wassereis, oder wie ich es gerne nenne, gefrorener Zucker, danach gab es als Gegenpart salziges Popcorn, die Hauptspeise war, wie sollte es anders sein, grandios leckerer Schokoladenkuchen und als Nachspeise wurden kleine Tütchen mit Süßigkeiten serviert. War lecker!

Am 11. Oktober hat der Kindergarten eine Rua da Alegria veranstaltet, also eine Straße der Freude mit Spielen den ganzen Abend lang, bei denen auch Mal die Eltern oder Großeltern herhalten mussten. Das war echt lustig und ich hab mich eventuell auch selbst bei dem ein oder anderen Spiel zum Affen gemacht.



Am darauffolgenden Sonntag hatten Anna und ich ein komplett anderes Programm, wir waren nämlich auf der Fazenda da esperança - das ein Ort für Drogenabhängige, um von ihrer Sucht los zu kommen und dort war am Sonntag ein Fest, an dem wir teilgenommen haben.
Das war sehr interessant, weil eben auch Leute von ihren eigenen Erfahrungen mit der Abhängigkeit berichtet haben.



Als Gegenpart zur Semana das crianças hatten die Lehrer und Erzieher (also auch Anna und ich) am 15. Oktober den Dia das professores, bei dem wir das erste Mal Sara und ihr Neugeborenes besucht haben und Abends alle zusammen (außer Sara) essen gegangen sind. Jetzt hab ich auch die Gelegenheit, ein Bild vom Kollegium zu posten, hier:



Und am 18. Oktober haben wir mit den 3-jährigen Sara besucht (also mit ihrer ehemaliger Gruppe). Das waren 18 Kinder + 2 Erwachsene + die Erzieherin und ich. Also 22 Leute.
In wievielen Autos sind wir wohl gefahren?
- Die "zwei Erwachsenen" waren die Fahrer, wir sind mit zwei Fünfsitzern gefahren. Ich hatte auf dem Beifahrersitz ein Kind auf dem Schoß und auf dem Rücksitz "saßen" 8 Kinder. Ganz makaber gesagt hätte das Kind auf meinem Schoß im Falle eines Unfalls wahrscheinlich die größte Überlebenschance gehabt. Aber wir sind ja alle heile bei Sara angekommen und sind auf dem Weg an zwei Polizisten und an der Polizeistation vorbei gefahren und die Kinder haben den Polizisten fröhlich gewinkt und gerufen. In dem Moment ist mir aufgefallen, dass ich mir ja gar keine Sorgen machen muss, angehalten zu werden, weil der Fahrer - Saras Mann - ja selbst Polizist ist. Also alles im Grünen Bereich. ?

Angekommen waren alle Kinder ganz entzückt von Lorena und haben sich gefreut, Sara wieder zu sehen.



Meine Arbeit im Kindergarten wird parallel zu meinen Sprachkenntnissen immer mehr, was mich sehr freut! Vier Tage lang war auch die Schwester, die die Vertretung für Sara war, weg, also habe ich die Gruppe zusammen mit einer Vertretung für die Vertretung für die Lehrerin geleitet und konnte somit sehr viel helfen, das hat mir echt gefallen und auch in der darauffolgenden Woche hat sich das zusammen mit der Schwester nicht geändert.

Aber zwischen den Wochen war noch - wie sollte es anders sein - ein Fest, das Fest der Juventude.
Dieses Fest war anlässlich des 50 jährigen Jubiläums der, ich nenne es Mal pastoralen Jugendarbeit, von Jugendlichen für Jugendliche aus ganz Maranhão organisiert worden. Und weil ich ja schon ein paar Jugendliche bei der Grande Semana Missionária kennengelernt habe, habe ich mich umso mehr gefreut sie alle wieder zu sehen. Der Clou an dem Fest war jedoch, dass es von 20 Uhr Abends bis 8 Uhr morgens ging und ich eine ganze Nacht lang getanzt und geredet habe. Anna war nicht dabei, was bei mir anfangs die Nervosität erhöht hat, weil ich schon Angst hatte, dass ich keinen Anschluss finde und nachher noch 12 Stunden lang nur rum sitze. Aber es das genaue Gegenteil der Fall, wie zu erwarten wurde ich wie eigentlich immer mit offenen Armen empfangen und ich habe irgendwann gar nicht mehr bemerkt, dass ich die Deutsche zwischen all den Brasilianern bin.
Ich würde an so einem Fest immer wieder teilnehmen!



(Maranhao ist übrigens zwei mal so groß wie Deutschland, dementsprechend waren auch viele Jugendliche bei der Juventude)

Und zu guter Letzt, als Abschluss des Monats war am 31. Oktober noch ein "Umzug" (ich weiß nicht so genau, wie ich das nennen soll) wegen des Outobro Rosa, bei dem auf Brustkrebs aufmerksam gemacht wird und informiert, wie man den Krebs frühzeitig erkennen kann. Und um auf die Aktion zum Ende hin nochmal richtig aufmerksam zu machen, sind wir zu 100 Leuten durch die Stadt gezogen und haben am Ende an einer offenen, dafür organisierten Zumbastunde teilgenommen. Ich finde es einfach toll, dass die Menschen sich hier für alles so stark machen. Es ist kein Anlass zu klein, um nicht irgendein Fest, Umzug oder eine Aktion dafür oder dagegen zu veranstalten.

Apropos, kleiner Spoiler, nächste Woche ist das "Fest der Teigtasche". 

Und für Dezember plane ich übrigens einen Adventskalender hier auf dem Blog.