Loading...

13. - 18. Dezember


13. Dezember

Weihnachtsstimmung

Wir waren vorgestern (am 11. Dezember) mit den Schwestern auf einem sehr weihnachtlichen Weihnachtsmarkt und haben danach noch gewichtelt. Es folgen ein paar Fotos von dem Tag, der mich endlich — zumindest ein bisschen — in Weihnachtsstimmung gebracht hat!
Zusammen mit den Schwestern unter einer Lichterkuppel, aber ich wurde gewarnt, sie lieber nicht zu berühren, wegen der Gefahr eines Stromschlages.

Beim wichteln hat Anna mich gezogen, was ich natürlich nicht wusste... aber das Geschenk war dennoch eine Überraschung!
Und ich habe wiederum Schwester Rosirene beschenken können.


14. Dezember

Jahreszeiten

Jahreszeiten gibt es hier nicht. Vorher habe ich mir gedacht: "Ja cool, ein Jahr Sommer", aber an den Jahreszeiten hängt noch so viel mehr dran! 
Die Sonne geht immer um sechs Uhr auf und um achtzehn Uhr unter, 365 Tage im Jahr. 
Da sich auch das Essen, die Musik, die Kleidung und generell nichts Jahreszeiten abhängig ändert, habe ich mein Zeitgefühl komplett verloren. 
Ich habe in diesen drei Monaten schon so viel erlebt, wie ich noch nie in so kurzer Zeit erlebt habe, aber trotzdem kommt es mir nicht so vor, als wären schon drei Monate vergangen. 
Es ist seit drei Monaten jeden Tag über 30 Grad heiß. Für mich bedeutet aber das natürlich Vergehen der Zeit auch, dass sich der äußere Rahmen, die Vegetation, die Temperaturen, die Umwelt ändern. 
Weil das nicht passiert, bin ich so gar nicht in Weihnachtsstimmung und kann noch nicht begreifen, dass schon über drei Monate (!) rum sind. Wie kann denn das sein? 
Als ich abgereist bin, hat man in Deutschland noch kurze Sachen getragen und es war warm, jetzt liegt Schnee und man läuft eingemuckelt in mehreren Schichten durch die Stadt. 
Weil mir diese Routine fehlt, fühle ich mich so, als wurde keine Zeit vergehen und trotzdem verfliegt die Zeit irgendwie. 


15. Dezember

Hygiene
 
Ich denke jedes Mal, dass mir jetzt wohl kein neues Thema mehr einfallen wird, über das ich schreiben kann, dann denke ich zehn Sekunden angestrengt nach und ich habe direkt wieder ein Thema in Kopf, was einen Eintrag wert ist. 
Also die Hygiene, damit möchte ich mich erstmal primär auf Geschirr und die Wäsche beziehen, auch wenn man das noch auf viele andere Bereiche ausweiten könnte ("wo ist der Staubsauger?"). Wir haben keinen Wasserhahn, an dem man die Temperatur einstellen kann, was heißt, aufdrehen oder zudrehen, mehr Optionen gibt es nicht. Morgens ist das Wasser kalt, nachmittags recht warm und abends wieder eher kalt, aber die genaue Wassertemperatur ist von der Außentemperatur abhängig. 
Da es keine Spülmaschine gibt, wird mit der Hand gespült und die paar Male, die ich Zuhause in Deutschland gespült habe, war das Wasser bedeutend heißer, als es hier jemals ohne aufkochen werden kann. Aber ich kann nur wiederholen: Dreck reinigt den Magen und außerdem sieht Besteck und Geschirr immer sehr sauber aus. 
Bei der "Waschmaschine" (wohl eher Schleuder) bin ich weitaus kritischer eingestellt. Denn das wenige Wissen, was ich über Wäsche waschen habe reicht aus, um zu wissen, dass das Wasser zumindest warm sein muss, um die Kleidung wieder richtig sauber zu bekommen. Das ist hier leider nicht der Fall. 
Was heißt, wenn ich Wasser aufkoche, um zum Beispiel Handtücher richtig sauber zu bekommen, dann schwimmen die nachher in solch einer Suppe, dass ich mich frage, ob ich mich zuvor nach dem Duschen wohl wieder dreckig anstatt sauber gerubbelt habe. 
Waschmaschinen sind einfach eine tolle Erfindung, genauso wie Spülmaschinen. Darauf freue ich mich schon, wenn ich wieder in Deutschland bin! 


16. Dezember

Urlaub 
 
Ich bin voller Vorfreude auf den 27. Dezember, denn dann werde ich verreisen. Und wohin? Nach Rio de Janeiro - Fluss des Januars. 
Meine Mama sagt immer, dass es ziemlich dumm ist, so öffentlich zu verkünden, wann man weg ist, denn dann wisse auch jeder potentielle Einbrecher Bescheid, wann es sich am besten eigne, sich die Taschen zu füllen. Aber da der Titel meines Blogs ja schon impliziert, dass ich für ein Jahr nicht zu Hause bin und ich nicht denke, dass jemand nach Balsas kommt, um mich auszurauben, nehme ich diese Gefahr auf mich. Und sollte es doch so kommen, Respekt, gute Recherchearbeit. 
Ich werde also in die wohl bekannteste Stadt Brasiliens reisen, um dort einen hoffentlich unvergesslichen Start in das neue Jahrzehnt(!) zu feiern. 
Danach fahre ich mit dem Bus gen Norden, mache halt in zwei Städten geprägt und gekennzeichnet von der Kolonialzeit um pünktlich in Salvador zu meinem Zwischenseminar anzukommen. 
Und danach kommen mich meine Eltern besuchen! Auch wir bleiben erst zusammen in Salvador, dann geht's zurück nach Rio, um dann nach Balsas tu reisen und eine kleine, vielleicht auch große Tour, durch die Natur dieser Landschaft zu machen. Ich weiß nicht, ob sie schon zum Amazonas gehört, für mich sieht es auf jeden Fall so aus. 
Das Reisen wird ganz bestimmt eine tolle Zeit und ich freue mich schon wie bolle drauf! 
Und ich weiß, dass ich jetzt wohl den ein oder anderen ein bisschen neidisch gemacht habe, deshalb: ich sehne mich trotz dieser aufregenden Aussichten auch immer ein klein wenig nach Hause. 
 
PS: Übrigens habe ich die Struktur der Adventskalenderseiten geändert, sodass man jetzt auch wieder über die Menüleiste auf den aktuellen Eintrag zugreifen kann (bei einigen Geräten konnte man nur noch über den Link auf den Beitrag des Tages kommen). 


17. Dezember

Balsas' erste Facette
 
Letztens hatten Anna und ich einen kurzen Arbeitstag und weil es bewölkt war bot sich die perfekte Gelegenheit die Umgebung um unseren Arbeitsplatz zu erkunden. 
Die Schule, in der wir arbeiten ist in einer ärmeren Gegend gelegen, allerdings haben Anna und ich nicht erwartet, schon nach fünf Minuten Fußweg in eine Agrovila-ähnlichen Gegend zu gelangen. Kein verputzes Haus weit und breit. 
Auf einer kleinen Anhöhe kam uns ein Mädchen auf einem kleinen Fahrrad, dessen Kette schon längst rausgesprungen war, in einem Affen Zahn entgegen geschossen. Mit Lumpen am Leib, dessen Farbe schon lange vom roten Staub der Straße bedeckt wurde. Die Haare verfilzt und in alle Richtungen abstehend. 
Und als sie zum Stehen kam, kamen ihr weitere Kinder entgegen gelaufen, die auch Mal wollten. 
Am Gipfel der Anhöhe konnte man ein großes Stück amazonasähnlicher Landschaft sehen, in machen abgelegenen Waldstücken Mal eine Hütte ausmachen.
Ein Stück weiter spielten ein paar Jungs Fußball zwischen einer Ansammlung einiger Hütten, die so klein wie mein Zimmer Zuhause waren. 
Und noch weiter dahinter lag tatsächlich ein riesiger See, der erste, den ich seit vier Monaten gesehen habe. Allerdings nicht blau, sondern grün, von Seegerwächsen bedeckt, ein paar Bäume ragten heraus und in der Mitte des Sees saß ein Pelikan. 
Und das alles ist bloß einen Steinwurf entfernt.


18. Dezember

Balsas' zweite Facette
 
Gestern habe ich über die Einwohner Balsas' gesprochen, die mit dem absoluten Minimum auskommen und ich denke auch nicht unbedingt mehr wollen. Heute ist das Gegenteil dran. Nämlich die Gegenden, in denen die Leute mit den teuersten Pickups durch die Straßen fahren.
Es gibt zwar keinen Stadtteil, in dem nur - für diese Verhältnisse - schicke Häuser stehen, allerdings gibt es ab und zu Gegenden, die von Zahnärzten, Brillen- und Uhrengeschäften, sowie anderen wohlhabenderen Menschen dominiert werden. Hier wird der Müll weniger, die Häuser sind verputzt, die Vorgärten werden grün und wenn Anna und ich den Wunsch nach europäischer Normalität haben, dann schlendern wir durch diese Straßen.