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21. Dezember


Zukunft
Meine Freunde haben Zukunftspläne, oder zumindest -vorstellungen. Und die schließen meistens auch Karriere und Weiterbildung mit ein. Und ich glaube so geht es den meisten Deutschen (Jugendlichen). Man malt sich eine fantastische Zukunft, mit einem Beruf aus, der Berufung ist und das Leben erfüllt, egal wie der aussieht, Hauptsache, man wird glücklich damit. Das macht die Studienwahl bzw Jobsuche unglaublich schwer, aber das ist ein anderes Thema. 
Hier in Brasilien, speziell in Maranhão, Balsas, ist das sehr sehr anders. Ich habe mittlerweile ein paar Freunde hier gefunden, die ihren Schulabschluss bereits haben und jetzt einen Beruf suchen, studieren kommt meistens aus finanziellen Gründen nicht in Frage, Qualifikationen kann man auch noch keine Vorweisen, also vertraut man zum Beispiel auf den Cousin, der auf einer Fazenda arbeitet und einem hoffentlich einen guten Job besorgt. Und danach? Wie danach? Wenn ich frage, was man denn mal arbeiten will, dann wird meistens mit den Schultern gezuckt, denn ganz ehrlich, ohne Geld sind die Aussichten vorallem in diesem Bundesstaat echt mau. Ein Studium ist einfach zu teuer, sodass man eigentlich erst studieren kann, wenn man schon ein "gutes" Einkommen hat, eine der Lehrerinnen studiert zum Beispiel jetzt im pädagogischen Bereich, die Studiengebühren pro Monat kosten sie aber fast ihr gesamtes Einkommen. 
Ich will nicht sagen, dass man sich mit den Aussichten abgefunden hat, das klingt so negativ, aber es ist okay, zu wissen, dass die nächsten Jahre wohl erstmal auf dem Land gearbeitet wird. Und ich kenne auch Jungs, die die Arbeit auf dem Land echt lieben und ihren Traumjob so gefunden haben, aber für viele ist es auch leider vorerst die einzige Alternative. Frauen kriegen schon sehr schnell ihr erstes Kind, oft bevor sie zwanzig sind und streben dann erstmal keine berufliche Karriere an. Auch hier gibt es natürlich Frauen, die in der Mutterrolle total aufgehen, aber manche Verbauen sich durch die so frühen Geburten in gewisser Weise ihre Zukunft. 
Ich lerne hier, wie gut es ist zu wissen, dass mir quasi alle Türen offen stehen und klar hat man die "Qual der Wahl", aber immerhin können wir uns unsere Zukunft erträumen, weil wir wissen, dass wir so viele Mittel und Wege haben, um diese zu erreichen. Dafür bin ich echt dankbar. Und jetzt klicke ich mich weiter durch das riesige Studienangebot in Deutschland.