Loading...

1. - 6. Dezember


1. Dezember

Zähne putzen
Ja, das erste Kläppchen bezieht sich tatsächlich auf's Zähne putzen, denn das wird hier leider ganz klein geschrieben...
Mir ist im Kindergarten noch kein (!) Kind ohne einen vergammelten Zahn und Löcher in den Backenzähnen unter gekommen.
Ein Mädchen musste auf Grund von Zahnschmerzen abgeholt werden und als ich sie bat, ihren Mund zu öffnen, schaute ich auf braune, zerlöcherte und vergammelte Backenzähne.
Seitdem nimmt das Mädchen irgendwelche Tabletten, aber geputzt werden die Zähne glaube ich immernoch nicht. Da kann ich bloß hoffen, dass sie auf ihre bleibenden Zähne mehr acht geben wird, als es ihre Eltern bei ihren Milchzähnen getan haben...
Also Leute: Zähne putzen nicht vergessen! 


2. Dezember

Wechselgeld
Wie, Wechselgeld? Ja, dieses Kläppchen befasst sich mit dem Wechselgeld, denn das ist hier sehr komisch: 

Die hiesige Währung sind Reals, vier Reals entsprechen ungefähr einem Euro und es gibt 100, 50, 20, 10, 5 und 2 Realsscheine, sowie eine Einreals Münze und 5, 10 und 25 Centivosmünzen (Centivos ist der Gegenpart zu unseren Cents). 

Geht man jetzt in den Supermarkt so kostet wie in Deutschland auch, alles _,99 Reals, nie ein gerader Betrag, sondern immer das altbekannte _,99 am Ende. Aber da tut sich doch jetzt ein Problem auf, es gibt ja gar keine 1 Centivomünzen... Das heißt, dass wenn man zum Beispiel einen Betrag von 19,97 Reals mit einem 20 Reals Schein bezahlt, bekommt man kein Wechselgeld zurück, meistens. Wenn die Verkäufer Lust haben, geben sie einem manchmal auch ein 5-Centivo Stück. 

Aber so gesehen wird bei jedem Einkauf irgendwie immer irgendwer beschissen.


3. Dezember

Zumba

Man weiß erst, was Rhythmus bedeutet, wenn man Brasilianer hat tanzen sehen. Das habe zumindest ich für mich so entschieden. 

Ich lerne von den Meistern - Anna und ich versuchen nämlich zwei Mal die Woche zum Zumba zu gehen (aber manchmal kommt ein Fest dazwischen) und ich sage es jetzt einfach Mal so, wie es ist: Zumba tanzen besteht hauptsächlich aus Powackeln, zumindest hier in Balsas. Kein Wunder, dass die BrasilianerInnen so einen Hüftschwung haben, wenn sie es mehrmals die Woche üben und bei Musik auch vorführen.

Die Machen ganz einfach Schritte so schwungvoll, dass ich mich frage, wie sie sich dabei nicht die Hüfte ausrenken... (Kann man sich die Hüfte ausrenken?)

Ich habe ja noch ein paar Monate, um meine Technik zu verfeinern! 


4. Dezember

Essen (Teil 1)

Zum Frühstück gibt es Kuskuz. Nicht so, wie man es aus Deutschland kennt, sondern nur der Kuzkuz selbst mit etwas Margarine vermischt. Das schmeckt echt gut und ich vorallem auch sehr nahrhaft. Dazu gibt es immer irgendeine Frucht, von Papaya bis Wassermelone, manchmal Honigmelone und wenn wir keine große Frucht haben, die wir uns aufteilen können, gibt es natürlich Bananen, Äpfel und Orangen (die grün sind), an denen man sich bedienen kann. 

Zwei Worte, Bohnen und Reis.

Damit hätte ich eigentlich unsere Mittagessen zusammengefasst. 

Ja, es stimmt und ist keine bloße Übertreibung, die sich bis in's Sauerland verbreitet hat: man isst hier JEDEN Mittag Bohnen und Reis. 

Manchmal gibt es noch Nudeln dazu, irgendeine Knolle, Kartoffeln und Gemüse, dessen Namen ich mir nicht merken kann. 

Ich habe gelernt, dass das Essen in erster Linie nicht dem Genuss, sondern der Sättigung dient und da Reis und Bohnen nunmal sehr sättigend sind, gibt es auch nur die. 

Dementsprechend freue ich mich riesig auf das Essen in Deutschland, wenn ich zurück komme (liebe Grüße gehen raus an meine Mama )!


5. Dezember

Essen (Teil 2)

Nach dem ersten Teil entsteht ein sehr gesundes Bild meiner Ernährung, das werde ich jetzt definitiv zunichte machen.

Denn die schon so oft erwähnten Feste haben es kalorientechnisch echt in sich! 

Natürlich gibt es immer Refrigantes: Cola, Guaraná, Jesus (ja, die haben hier tatsächlich ein Getränk "Jesus" genannt), Kuat, Fanta, Sprite und viele mehr. Vorallem die typisch brasilianischen Getränke sind absolute Zucker- und Koffeinbomben! Dann gibt es natürlich noch Sucos (Säfte), der absolut beste Saft ist und bleibt Suco de Goiaba und den werde ich in Deutschland sehr vermissen... Außerdem gibt es Ananas-, Orangen-, Melonen-, Caja- und Kajusaft und Säfte, bei denen ich keine Ahnung habe, was für eine Frucht darin verarbeitet wurde, aber die Massen an Zucker sind natürlich immer rauszuschmecken, so muss das auch sein. 

Des weiteren gibt es immer irgendwo Kuchen zu schnorren und mit Kuchen meine ich Schokoladenkuchen mit Schokoladensoße und manchmal noch Schokoladenstreuseln oben drauf. 

Ob es an dem super reichhaltigen Essen, oder am ganzen Zucker liegt, den ich zu mir nehme - ich werde hier nicht dünner. Also keine Sorge, auch ohne Fleisch hungere ich hier ganz bestimmt nicht aus!


6. Dezember

Kakerlakennacht

Eine Anekdote aus meinem Leben hier. 

Das es hier Kakerlaken en masse gibt, ist kein Geheimnis, das die auch noch "fliegen" (zum echten fliegen sind die zu fett, aber sie fallen langsamer) können, mag dem ein oder anderen neu erscheinen, aber auch damit habe ich mit abgefunden und ducke mich dann eben weg, wenn mir eine Kakerlake im Sturzflug entgegen kommt. 

Aber wenn ich nachts von einer Kakerlake geweckt werde, die 5 cm neben mir auf mein Kopfkissen fällt, dann hört der Spaß bei mir auf! 

Ich bin an besagtem Tag ganz normal Abends ins Bett gegangen und um 12 Uhr nachts von dem ultra nervigen und sehr schnellem Geräusch von schnell schlagenden Flügeln aufgewacht. Also habe ich mich einmal kurz aufgesetzt, aber nichts gesehen, mir gedacht, dass das Fiech (meine Vermutung war ein Schmetterling) wohl irgendwo im Zimmer rum fliegt. Solange es nicht unter meinem Netz liegt, ist ja alles gut soweit... Also habe ich mich hingelegt und weiter geschlafen, allerdings sehr leicht und unruhig. 

Um 2 Uhr bin ich dann wieder aufgewacht und habe gesehen, dass da ein doch recht großes Tier mit mir UNTER meinem Netz ist. Aber ich wollte gar nicht wissen, was für ein Tier da war, denn von meiner anfänglichen Vermutung eines Schmetterlings war ich auf Grund der Schlagfrequenz der Flügel langsam abgekommen und die Vermutung, dass es eine Kakerlake sein könnte, formte sich langsam in meinem Kopf. Wie gesagt, ich wollte das Tier nicht sehen, aber konnte auch so nicht weiter schlafen. Also habe ich das Moskitonetz komplett geöffnet, mich mit meinem Laken zugedeckt und gehofft, dass ich jetzt nicht von einer Denguemücke gestochen würde. 

Eine halbe Stunde später war ich komplett verschwitzt, meine Nase war zerstochen und das Tier war immernoch da und als es neben mich aufs Kopfkissen fiel konnte ich nicht mehr leugnen, dass es sich um eine fette, ekelige Kakerlake handelte. 

Ich bin nach dieser Erkenntnis aus dem Bett gesprungen und stand dann da, habe irgendwann meine Handytaschenlampe an gemacht und der Wahrheit ins Auge geblickt. 

Nach einer weiteren halben Stunde, die ich einfach nur da stand und mich von den Mücken stechen ließ, wusste ich, das geht so nicht weiter, also habe ich gegen 4 Uhr Anna geweckt... 

So, die Jagd auf die Kakerlake ging los, Moskitonetz ab, Kissen vorsichtig wegnehmen und die Kakerlake vorsichtig einfangen, denn hätte ich auch noch eine zerquetschte Kakerlake auf meinem Bettlaken gehabt, dann wäre ich in meinem übermüdeten Zustand wahrscheinlich durch die Gitter unseres Fensters gesprungen. 

Anna war meine Rettung, sie hat die Kakerlake mit einer Schachtel eingefangen und sie nach draußen verfrachtet. 

Das Adrenalin ebbte endlich ab und ich kehrte totmüde in unser Zimmer zurück, um dort NOCH EINE Kakerlake auf meinem Bett zu finden! Die Jagd ging weiter, die blöde Kakerlake ist hinter mein Bett gelaufen, wir haben das ganze Bett verschoben und um halb fünf war auch diese Kakerlake draußen. 

Um fünf Uhr, nachdem ich mein Moskitonetz wieder angebracht und bestimmt zehn Mal mein ganzes Bett abgesucht hatte, lag ich völlig paranoid im Bett und habe bis der Wecker um sechs Uhr klingelte, kein Auge mehr zu bekommen. 

Seitdem spanne ich mein Moskitonetz extrafest, aber es ist mir trotzdem ein Wunder, wie die Kakerlaken in mein Bett gelangen konnten.